SSTV der ISS

Mit etwas verzögerung, möchte ich nun endlich über meine neuen Diplome berichten. Nicht wie bei ARPS und der QSL-Karte, wo es um das Senden zur ISS geht, geht es bei diesen mehr um den Empfang. Zum erhalt dieser Dokumente, muss man den Empfang der SSTV-Bilder der ISS nachweisen.

SSTV steht für “Slow Scan Television” und ist eine Betriebsart im Amateurfunk, die zur Übertragung von Standbildern verwendet wird. Im Zusammenhang mit der Internationalen Raumstation (ISS) bedeutet das, dass die ISS zu bestimmten Zeiten Bilder per Funk aussendet, die von Funkamateuren auf der Erde empfangen werden können. Meist wird diese Möglichkeit zu bestimmten Events genutzt. Die ARISS (Amateur Radio on the International Space Station) kündigt diese Events meist im Voraus an.

Und genau bei zwei solchen kosmischen Foto-Sessions war ich live dabei – quasi als Paparazzo für interstellare Schnappschüsse! Man sitzt also mit gespitzten Ohren (und Antennen) da und lauscht dem Äther, während über einem in 400 km Höhe ein tonnenschweres High-Tech-Labor mit Astronauten an Bord vorbeirauscht und… nun ja… Bildchen sendet. Klingt erstmal unspektakulär? Von wegen!
Stellt euch vor: Da kommt dieses charakteristische Piepsen und Fiepen aus dem Lautsprecher – die geheime Sprache der Bilder aus dem All. Man hofft, dass der eigene Empfänger und die Software mitspielen und nicht gerade dann der Nachbar den Rasenmäher anwirft oder eine kosmische Kuh die Übertragung stört. Jeder erfolgreich dekodierte Pixel ist ein kleiner Sieg!

Ein Hoch auf die Raumfahrtpioniere

Das erste Diplom, das ich mir auf diese Weise “geangelt” habe, kam anlässlich des Internationalen Tags der menschlichen Raumfahrt. Und wer könnte da passender sein als der erste Mensch im All, Juri Gagarin? Sein Konterfei, zusammen mit seiner Wostok-1-Kapsel, prangt nun auf diesem Diplom. Die übertragenen Bilder zeigten verschiedene Meilensteine der bemannten Raumfahrt.

Friedensbotschaft aus dem Orbit

Kurz darauf, oder besser gesagt, beim nächsten großen Anlass, gab es dann das zweite Diplom. Dieses Mal ging es um ein ernsteres, aber umso wichtigeres Thema: den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Die ISS selbst, ein Symbol für internationale Zusammenarbeit und Freundschaft, zierte dieses spezielle Diplom. Ein starkes Zeichen, das da von oben gesendet wurde und das man hier unten mit etwas Geduld und Technik einfangen konnte. Da wird einem schon bewusst, dass Amateurfunk mehr ist als nur “Hallo hier, hallo da”.

Es ist schon ein cooles Gefühl, diese kleinen Kunstwerke direkt von der Raumstation zu empfangen. Jedes Mal wieder ein kleiner Nervenkitzel, ob die Übertragung klappt und das Bild sauber ankommt, besonders da die ISS immer über meinem Standort ein Bildwechsel macht. Und am Ende hält man nicht nur ein Stück Papier in der Hand, sondern die Bestätigung, Teil einer weltweiten Gemeinschaft von Funkverrückten zu sein, die dem LEO lauschen.

Jetzt hängen die Diplome fast an der Wand und erinnern mich daran, dass selbst langsame Bilder verdammt schnell unterwegs sein können, wenn sie von der ISS kommen. Mal sehen, welches kosmische Ereignis als Nächstes per SSTV verewigt wird – mein Empfänger ist bereit! Ich hoffe die Ankündigung nicht zu verpassen.

DO3EET

Ich bin Frank. Ein Informatiker und Funkamateur aus Deutschland. Außerdem reise ich gern nach Japan.


By Frank Tornack, 2025-06-05